Wahre Größe zeigt sich im Umgang mit Niederlagen.
Wenn ein Turnierbericht so startet, ahnt man schlimmes, aber dem ist zum Glück nicht so…
Im diesjährigen internationalen Handball-Cup Prag über die Osterfeiertage spielten in der Altersklasse mC 132 Mannschaften aus 22 Ländern um den Sieg. Für einige unserer Spieler wie Eltern war dies der erste Besuch dieses Turniers, andere waren mit der dritten Teilnahme bereits alte Hasen.
Mit dem Sieg in der B‑Finalrunde der D‑Jugend im Vorjahr im Gepäck, waren die Erwartungen an unsere junge C‑Mannschaft bzw. der Mannschaft an sich selbst daher vielleicht zu hoch, auch wenn allen klar war, dass unser junges Team (hauptsächlich 2011er Jahrgang) in Konkurrenz zu vielen reinen 2010er-Teams antrat. Zu schaffen machte den Jungs oft, dass international Handball anders als in Berlin gespielt und gepfiffen wird. Gerade auf den für sie ungewohnten starken Körpereinsatz der Gegner musste sich eingestellt werden.
In der Vorrunde spielten wir in Gruppe 18 von 22 Gruppen mit Önnereds HK II aus Göteborg/Schweden, United Brussels HC aus Brüssel/Belgien, CS Dinamo Bucuresti aus Bukarest/Rumänien, Handball Třeboň aus der Nähe von Budweis/Tschechien und der Mannschaft von Narva aus Berlin um die Gruppenplatzierung.
Das erste Spiel am Karfreitag gegen die sehr körperlich spielenden Göteborger ging mit 14:29 verloren (HZ 7:15). Das nächste Spiel gegen Bukarest endete 18:26 (HZ 11:13). Bis auf die letzten 3 Minuten spielten hier unsere Jungs aber auf Augenhöhe mit, ein Sieg wäre drin gewesen.
Am Samstagvormittag ging es gegen Narva aus Berlin. Für dieses Spiel erwartete keiner eine Überraschung, da hier eine reine 2010er Regionalliga-Mannschaft gegen unsere hauptsächlich 2011er-Oberliga-Mannschaft spielte. Unser Team lief trotzdem selbstbewusst auf die Platte, hier ging es nur um den Spaß. Den hatten die Gegner nicht. Nach einem frühen 1:0 durch unser Geburtstagskind Carlos stand es in der Mitte der ersten Halbzeit unerwartet 5:5. Narva musste sich ordentlich anstrengen und holte zur Halbzeit ein 6:13. Über die zweite Halbzeit schaffte unsere Truppe, diesen Abstand zu halten. Endstand war 15:22.
Das zweite Spiel am Samstag war gegen die tschechische Mannschaft, die uns mit hartem körperlichen Einsatz und einem herausragenden Feldspieler, der Nr. 2 der mC-Torschützenliste, das Leben schwer machte (HZ 9:15). Das Spiel endete 18:25. Für die Tschechen ging es weiter bis in das Achtelfinale der A‑Hauptrunde.
Das letzte Spiel des Tages ging gegen die Brüsseler Mannschaft. Hier schien der erste Sieg wirklich greifbar, bis auf die sprichwörtlich allerletzte Sekunde der zweiten Halbzeit spielten unsere Jungs gleichauf mit, zwischenzeitliche Führungen wurden sauber herausgespielt. Stand es zur Halbzeit 7:7, lief das Ende auf ein Unentschieden hinaus, als mit dem Schlusspfiff das entscheidende 14:15 für Brüssel fiel (die dann erst im Viertelfinale der B‑Runde ausgeschieden sind).
Am Ostersonntag ging es dann als Gruppenletzter in die B‑Finalrunde, der Gegner war Csepel DSE aus Budapest/Ungarn, die in ihrer Gruppe Vierter geworden waren. Die Motivation unserer Spieler war groß, man war ja schließlich nicht nur zum Verlieren angereist – ein Sieg musste her, um im Turnier zu bleiben.
Etwas außerhalb von Prag trafen nun zwei Mannschaften aufeinander, die handballerisch ebenbürtig waren. In der schauspielerischen Leistung waren unsere Jungs aber hoffnungslos unterlegen. Hiervon zu sehr beeindruckt, stand es 9:11 in der Halbzeit, zum Schluss 18:23 und das Turnier war beendet.
Aufstehen, Krone richten, nun war eben Zeit für etwas Prag-Sightseeing. Die Jungs reihten sich in die Massen der Touristen in der Innenstadt ein, das Schlagen der mechanischen Uhr am Rathaus wurde besichtigt, der Ostermarkt auf dem Wenzelsplatz lockte mit vielen Leckereien und dann ging es für die Jungs ins Foltermuseum (Wunsch der Kinder!). Die Niederlage noch in den Knochen und auf der Seele, trieb es die Spieler aber in das Hotel zurück, anstatt bei Sonnenschein zur Karlsbrücke zu pilgern. Die Stimmung der Jungs besserte sich dort aber merklich durch gemeinsames Spielen.
Fragte man zur Abreise die Spieler, wie Ihnen das Turnier gefallen hat und wo sie nächstes Jahr zu Ostern sein möchten, war für alle klar: Natürlich wieder hier – dann sind wir aber der ältere Jahrgang …